Bei den Zeitschriften habe ich früher immer zu den Seiten vorgeblättert, auf denen die Psychotests abgedruckt waren. Welcher Farbtyp bist du? Bist du leicht zu beeinflussen? (Was fällt euch noch ein? Schreibt es doch mal in die Kommentare!)
Am Schluss entsprach die eigene Antwortkombination dann meist einem von vier Persönlichkeitstypen (oder Ähnlichem). So spannend ich diese Tests damals fand, so sehr glich die Systematik der von Horoskopen: Las man sich die anderen Möglichkeiten durch, klangen diese meist ähnlich plausibel und zutreffend. Warum schreibe ich jedoch darüber, wenn es hier doch eigentlich um die Geschichte gehen soll, die du erzählen möchtest? Und noch mehr darum, wie all die Wörter schließlich ihren Weg aufs Papier finden?
Vielleicht denken ein paar von euch jetzt an unterschiedliche Schreib(persönlichkeits)typen und damit seid ihr schon auf der richtigen Spur. Nur leider gibt es ungefähr so viele Arten, einen Roman zu schreiben, wie es Schreibende gibt und daher nicht die eine ultimative Antwort, die jetzt und für immer auf euch zutrifft. Denn seien wir mal ehrlich: Wenn es die gäbe, hätte sicher schon jemand verdammt viel Geld damit gemacht.
Aber nicht nur die Schreibtypen variieren, es gibt auch unterschiedliche Herangehensweisen und Glaubenssätze, die wir unbewusst mit uns herumtragen und die uns beim Schreiben hinderlich sein können. Wenn du damit kämpfst, immer nur vom Schreiben zu träumen und nicht in die Umsetzung kommst, habe ich die effektivsten Tipps für dich gesammelt, um 2024 endlich deinen Traum wahrwerden zu lassen.
Finde dein WARUM.
Warum? Ganz einfach: (Achtung, unbequeme Wahrheit incoming!) Von außen wirst du zunächst wenig Zuspruch bekommen. Zumindest nicht so viel, als dass es ausreichen würde, deinen inneren Kritiker zum Schweigen zu bringen. Notiere dir dein WARUM und klebe es als Post-It über deinen Schreibplatz, schreibe es in dein Notizbuch, lass es dir tätowieren (was? O.o) oder habe es anderweitig in Sichtweite. Denn du wirst irgendwann mal zweifeln. Besser, du hast vorgesorgt.
Niemand anders wird dir erlauben, das zu verfolgen, wovon du träumst, und wenn dein:e eigene:r Kritiker:in die Klappe auch nicht hält, kann es echt schwer werden. Da ich wünschte, mir hätte das früher jemand mal gesagt, übernehme ich heute diesen Part für dich und sage dir: Du darfst dir Zeit für dein Schreiben nehmen und du darfst dir Zeit nehmen, um dich auszuprobieren. Echt jetzt. Denn das ist wichtig – für dich selbst und für dein Schreiben.
Vielleicht liege ich auch falsch und du bist so überzeugt von deiner Schreibe und bekommst begeisterte Rückmeldungen. Dann bin ich mir zwar nicht so ganz sicher, wie du hier gelandet bist, aber selbst dann kann es helfen, dir dein WARUM vor Augen zu führen. Denn falls mal Zeiten kommen, in denen du deine Sicherheit unter dem Sofa hervorkramen musst, ist das WARUM so etwas wie der Zollstock, um nachzuhelfen. Im Ernst jetzt, hat als Kind noch jemand den Zollstock aus Mamas Handwerksschublade geholt, wenn mal wieder eine Murmel oder das letzte Gummibärchen unter dem Sofa verschwunden ist?
Und da wir schon bei Metaphern aus Sport und Spiel sind:
Bleib am Ball.
Es wird nicht immer leicht sein und du kannst dir den Weg als Autor:in in etwa wie eine Gebirgswanderung vorstellen. Mal geht es aufwärts und der Weg ist steinig und anstrengend, dann geht es steil bergab, was nicht minder anstrengend ist, und dann plötzlich geht es leicht bergan und läuft sich ganz leicht und du kannst die Aussicht genießen. Doch selbst dann wird es nach einer gewissen Zeit wieder ein Stückchen bergab gehen und genau das ist normal und kein Grund, in Panik zu verfallen.
Selbst wenn du mal ins Straucheln kommst oder umfällst, hast du immer die Möglichkeit, wieder aufzustehen und dort weiterzumachen, wo du aufgehört hast. Du scheiterst nur dann, wenn du liegen bleibst. (Wobei mal kurz liegenbleiben, in den Himmel starren und Luftholen auch völlig okay ist!) Nur, wenn du wieder einsteigst und weitermachst, wirst du erfahren, ob es sich gelohnt hat. Nur, wenn du weitermachst, kannst du Zusagen bekommen. Und ja, was klingt wie eine Yogaweisheit, ist auch eine. Überhaupt kann ich nur empfehlen, einen mentalen Ausgleich zum Schreiben zu schaffen. Denn um am Ball zu bleiben, müssen auch Pausen ordentlich geplant sein. Der Akku, den du dir beim Schreiben leergearbeitet hast, muss wieder aufgefüllt werden.
Geh einen Schritt nach dem nächsten.
Vergleiche nie den neuesten Spiegel-Bestseller mit deiner eigenen Arbeit. Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich hoch, dass die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen ganz andere sind. Und was für dich beim Schreiben spielend leicht von der Hand geht, ist für die:den Spiegel-Bestsellerautor:in möglicherweise unglaublich schwer. Vergleich dich auch nie mit dir selbst, denn die Umstände deines Lebens können sich verändern. Sei sanft zu dir (okay, jetzt drifte ich von der Wortwahl her wirklich ein wenig in die Eso-Schiene ab …) und verlange nicht alles auf einmal.
Was aber in den meisten Fällen sehr eindrucksvoll ist, wirst du feststellen, wenn du in größeren Zeiträumen (halbjährlich bis jährlich) von dir selbst zurücktrittst und dir ansiehst, wie weit du gekommen bist in der Zwischenzeit. Fortschritt ist nicht linear, daher kann es frustrieren, wenn du die Abstände zu gering wählst. Lässt du dir aber Raum und gibst dir selbst Zeit, wirst du überrascht sein, wie viel du geschafft hast!
Verlange nicht zu viel von dir.
Zugegeben, es ist sehr leicht, in diesem Kaninchenbau zu verschwinden und mehr von sich zu verlangen, als man manchmal geben kann. Vor allem die anfängliche Begeisterung kann trügerisch sein. Denn dann geht alles spielend leicht und die Schreibarbeit fühlt sich gar nicht wie Arbeit an. Genieße diese Phase und koste sie aus. Aber: Sei bitte nicht zu streng mit dir, wenn sie endet. Auch Kreativität fließt nicht in einem beständigen Strom, sondern es gibt immer wieder Zeiten, in denen dein Fluss wenig Wasser führt und du auf den nächsten Regen warten musst (jepp, bin selbst ein wenig stolz, dass mir der Vergleich gerade eingefallen ist). Nutze diese Zeit, um dich auszuprobieren. Mache Quatsch, tu etwas, was du sonst nicht tust (und wenn du die Wohnung mal wieder putzt), mach etwas, das null und gar nichts mit dem Schreiben zu tun hat. Erlaube es dir, mal nicht durchzupowern.
Und wo wir gerade bei Pausen und Seele-baumeln-lassen sind:
Sei offen für Inspiration.
„Aber das bin ich doch schon und schau, wo ich jetzt bin: Umgeben von Plot-Bunnys* und der schwierigen Entscheidung, welche Idee ich denn nun als nächstes schreiben soll!“
Dieser Fragestellung werden wir uns ein andermal konkret annehmen, denn um diese Art Inspiration geht es gerade gar nicht. Vielmehr dreht sich nun alles um die Liebe zur und den Spaß an der Kunst. Und der Inspiration. Dem Spiel damit. Wenn das Schreiben sich gerade sperrt oder schwierig anfühlt, dann suche dir ein anderes kreatives Ventil. Vielleicht sogar eines, mit dem du dich noch gar nicht auskennst und wo du wieder blutige:r Anfänger:in bist. Denn meistens bringt uns das wieder bei, nicht so streng zu uns selbst zu sein und den Zauber der Anfänge nochmal zu schmecken. Als Anfänger:in musst du nicht perfekt sein, du darfst Fehler machen. Und dein:e innere:r Kritiker:in ist noch nicht mal geboren. Glaub mir: Es gibt nichts Befreienderes, als das.
Also: Besuche einen Malkurs, dreh die Musik laut auf und überlege dir eine Choreografie oder tanze wild drauflos, lerne, ein Instrument zu spielen, streife durch ein Gartencenter oder einen Blumenladen – deine Fantasie hat keine Grenzen, oder? Dann bau dir vor allem selbst keine!
Und: Niemand erwartet von dir, dass du etwas völlig Neues schaffst. Dein Blick auf die Welt ist einzig und nur du kannst deine Geschichte so erzählen, wie du sie empfindest.
Mach es dir leicht.
Ja, genau das habe ich gerade gesagt. Und damit habe ich dir praktisch nahegelegt, dein inneres Faultier zu kanalisieren. Probiere dich aus und schau, welcher Zeitrahmen für dich am besten funktioniert. Du kannst auch einen kleinen Selbstversuch starten und über eine bestimmte Zeit testen, wann du am kreativsten bist, über welche Zeiträume und wie oft am Tag. Ich weiß, auch das kostet ein gewisses Maß an Ordnung und Durchhaltevermögen, aber für deine kreative Arbeit ist es immens wichtig, zu verstehen, wie die eigenen Synapsen in diesem Bereich funktionieren. Sollte dein kreativer Prozess aber so wild sein, dass er sich nicht auf Zeiträume festlegen lässt oder du dann dein volles Potential entfalten, wenn es sonst nicht in dein Leben passt (beispielsweise mit Vollzeitjob um halb drei Uhr nachts), dann gibt es auch hier Möglichkeiten, dir dein Leben drumherum zu bauen. Du bist kreativ, also lebe es aus!
Zudem kann es helfen, die Überwindung, abends vor dem Schlafengehen noch schnell ein paar Wörter zu schreiben, so gering wie möglich zu halten. Lege dir ein Notizbuch auf den Nachttisch und schlage es auf, wenn du schon im Bett sitzt. Oder lege dir das Ladekabel zurecht, wenn du dich mit dem Laptop auf die Couch setzt – denn wenn du es erst holen musst, wenn der Akku ächzt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du den Laptop einfach zuklappst. Du wirst sehen, die Routine fällt dir von mal zu mal leichter.
Wenn du jetzt meinst, damit würdige ich doch nicht mein inneres Faultier, sondern trickse es aus, hast du damit gar nicht mal so unrecht. Aber es funktioniert, oder? Und auch ein Faultier ist glücklich, wenn es trotz aller Faulheit etwas geschafft hat.
Behalte dir deine Begeisterung.
Sobald aus einem Hobby eine Tätigkeit wird, die man ernsthafter verfolgt, mit der man vielleicht sogar einmal Geld verdienen will, kommt schnell Druck auf. Man schreibt, malt, singt nicht mehr nur für sich selbst und weil es einfach Spaß macht, sondern hat stets mindestens einen Finger am Puls des Marktes und der möglichen Konsument:innen. Das kostet Energie. Wer es schafft, sich trotz allem die Begeisterung am eigenen Tun, am freien Erschaffen und Herumspielen mit der Kreativität zu bewahren, did one hell of a job! So schwer es ist, so essenziell ist es auch, um nicht auszubrennen und nicht den Spaß an der eigenen Kunst zu verlieren.
Diese sieben Tipps klingen so einfach und simpel, dass es kaum zu glauben ist, wie schwer sie manchmal umzusetzen sind. Glaube mir, auch ich habe damit immer noch meine Schwierigkeiten. Inzwischen weiß ich, dass meine Kreativität und mein Umgang mit ihr ein Prozess ist und versuche, sie möglichst selten in ihre Schranken zu weisen. Mir ist bewusst, dass auch das ein Luxus ist, der mir vermutlich nicht für immer bleiben wird. (Denn wer in einem Genre schreibt und sich dort eine feste Leser:innenschaft erschrieben hat, kann nicht plötzlich mit etwas völlig anderen um die Ecke kommen – es sei denn, man ist Sebastian Fitzek 😉) Aber ich werde ihn genießen, solange ich ihn habe und in der Zwischenzeit einen Riesenspaß mit meiner Kreativität haben. Ich hoffe, ihr auch!
Da ich nicht nur blogge, sondern mich auch professionell mit Texten beschäftige, kannst du dir meine Website gerne abspeichern und wenn alles geklappt hat und du dein Buch geschrieben hast, kontaktiere mich doch gerne für ein Lektorat, Korrektorat oder eine Manuskriptprüfung!
*Plot-Bunny, das: Idee für eine Geschichte, die nicht mehr verschwindet, bis sie aufgeschrieben wurde. Ist damit wie ein hoppelndes Kaninchen, das dir ganz unscheinbar über den Weg läuft, aber dann doch nicht mehr von deiner Seite weicht.
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